Nach drei Studioalben entschied sich das Sextett dazu, das neue Album Gate 65 direkt live und ohne Overdubs im Studio einzuspielen, was eine Unmittelbarkeit und Lebendigkeit der Aufnahmen bewirkt, die hier auf ihr Wesentliches reduziert sind und ganz ‚im Moment‘ entstehen. Die Produktion lag dabei komplett in den Händen der Band mit Philippe Mall und Angelo Signore als Musical Directors und Robert Mark als Executive Producer.
Von groovigen Funk-Nummern und melodischen Balladen bis zu feurigen Latin-Jazz-Kompositionen reicht die Musikpalette, immer mit farbigen Harmonien und von großer Spielfreude geprägt. Auch wenn der Titel „Move and Groove“ schon einiges über die zu erwartende Musik verrät, geht es hier um Verschiebungen von Rhythmus und Melodie, in „Trouble and Pain“ um das Gefühl der Verzweiflung, „Huh“ bringt mit Funk und dem daran anschließenden ungeraden Rhythmus zwei gegensätzliche Stimmungen zusammen. „Hard Rain“ widmet sich dem Gefühl, den Naturgewalten hilflos ausgesetzt zu sein, und eine träumerische „Stimmung ohne Alltag“ wie an einem grauverhangenen Sonntagmorgen, an dem man am liebsten nicht aufstehen würde, transportiert der „Sunday Morning“.
Ausgangspunkt für „Rue Rosa Bonheur“ war eine Reise von Philippe Mall mit einem Schulfreund Anfang der 1970er Jahre von Basel nach Paris, wo sie in der gleichnamigen Straße wohnten. „Damals dachte ich, wie gelungen dieser Name zu unserem rosaroten Glück passte“, so Philippe, der erst später erfuhr, dass Rosa Bonheur eine bekannte Pariser Malerin des 19. Jahrhunderts war. „Plata o Plomo“ hat die Band der Aussage des Drogenbarons Pablo Escobar“ in der Serie Narcos entliehen. Sie bezieht sich, so Philippe Mall, der außer zwei Tracks alle auf dem Album komponiert hat, „auf die weltweite Faszination der Skrupellosigkeit, um illegal reich zu werden“, für ihn „immer wieder ein Rätsel der menschlichen Psyche“. Das Glück auf ein gelungenes Leben zurückblicken zu können und dabei hoffentlich so etwas wie die Weisheit des Alters entwickelt zu haben ist das Thema von „Growing Old“.
Von Angelo Signore stammt der Titel „Blues It Away“. Es gab einfach noch keinen bluesigen 12/8-Takt auf den vorherigen Platten und so entstand das harmonische und dynamische Crossover aus Blues, Jazz und Rock. Ueli Gasser wiederum bezog sich in dem von ihm geschriebenen Stück „Night In Kuravalangad“ auf einen Aufenthalt in Südindien bei 35 Grad Celsius und 90 % Luftfeuchtigkeit: „Schlafen war kein Thema, aber Songschreiben ging.“ Zum Abschluss des Albums drückt der federleichte und schnelle brasilianische Rhythmus von „Bye Bye Corona“ die pure Leichtigkeit des Seins aus.
Die Stücke vermitteln einen guten Eindruck davon, welch exzellente Live-Show die Musiker auf der Bühne zu bieten haben.
Nach den Alben New Destinations und Transit bezieht sich der Titel des neuen Albums übrigens auf das Schweizer Pensionierungsalter von 65 Jahren, das mittlerweile fünf der sechs Musiker erreicht haben.